Smetana, Bedřich · Die verkaufte Braut

Oper in drei Akten. Text von Karel Sabina (1813–1877)Halbszenische Produktion in deutscher Sprache
Uraufführung der deutschen Fassung von Emanuel Züngel, 1869

DIE HANDLUNG
1. AKT
Irgendwo in Böhmen. Es ist Kirchweihfest. Die jungen Leute feiern ausgelassen
ihre Jugend und ihre Freiheit. Später, wenn man verheiratet ist,
werde alles anders, die Männer und die Frauen erwarte in der Ehe nichts
Gutes. Man bricht zum Tanz auf, nur Marie bleibt zurück mit ihrem
Freund Jeník. Für sie ist es ein schlimmer Tag: Der Heiratsvermittler hat
sich angekündigt, er soll ihr den zukünftigen Ehemann vorstellen – ihr
Vater hat schon vor langer Zeit mit einem reichen Bauern, bei dem er
Schulden hat, einen Vertrag geschlossen. Sie will von Jeník wissen, wie er
sich dazu stelle. Jeník ist ein Fremder, den ein Geheimnis umgibt. Er
erzählt ihr, dass er vor langer Zeit von seiner Stiefmutter vertrieben wurde
und seitdem heimatlos durch die Welt zieht. Maries ängstliches Drängen
bringt ihn dazu, ihr bedingungslos ewige Liebe und Treue zu schwören.
Der Heiratsvermittler Kecal gibt sich sehr selbstsicher gegenüber
Maries Eltern Krušina und Ludmila. Was er anpackt, das gelingt ihm, sagt
er, ihm sei keiner gewachsen. Die Tochter werde er ganz gewiss von ihrem
Glück überzeugen, mit ihrem Willen oder auch gegen ihren Willen, denn
der Ehemann, den er für sie hat, ist einfach ohne Fehl und Tadel, allerdings
auch ohne irgendwelche greifbaren Eigenschaften. Seltsamerweise
zeigt er diesen Vašek nicht her. Jetzt kommt Marie dazu, sie muss schließ-
lich gestehen, dass sie ihre Liebe bereits einem anderen versprochen hat.
Kecal kümmert das nicht im Geringsten und der Vater pocht darauf, dass
der Vertrag erfüllt werden muss. Marie will das nicht hinnehmen und
läuft im Zorn davon. Der Akt endet mit einer Polka der ausg
– 13 –
2. AKT
Eine Gruppe Burschen, unter ihnen Jeník, trinkt Bier. Man preist die
Vorzüge dieses Allheilmittels. Jeník widerspricht, er preist den Rausch der
Liebe. Kecal kommt dazu, auf der Suche nach Jeník: Seiner Meinung nach
ist Geld das Größte.
Inzwischen ergreift Marie die Initiative. Sie entdeckt, dass der ihr zugedachte
Bräutigam zwar aus reichem Haus, aber ein naiver, kindlicher
Tölpel ist, der vollständig von seiner Mutter beherrscht wird. Sie gibt sich
als ein Mädchen aus, das in ihn verliebt ist, sie warnt ihn eindringlich vor
der tückischen Marie und lässt ihn zuletzt von dieser abschwören.
Kecal wiederum macht sich an Jeník heran. Er legt seine Philosophie
dar, dass Liebe ohne Geld ein schöner Traum sei, der unweigerlich
scheitern werde und dass letztlich nur das Materielle übrig bleibe. Er habe
für ihn, einen prächtigen Burschen mit außergewöhnlichem Erfolg beim
weiblichen Geschlecht, schon eine reiche Erbin gefunden. Auf Marie solle
er verzichten – er bietet ihm viel Geld dafür. Jeník treibt den Preis in die
Höhe und bedingt sich noch aus, dass Marie nur mit dem Sohn von Mícha
und mit keinem anderen verheiratet wird.
Kecal posaunt seinen vermeintlichen Verhandlungserfolg hinaus. Das
Kirmespublikum und Maries Vater sind schockiert, dass Jeník seine Marie
gegen Geld verkauft hat.
3. AKT
Zur Kirmes ist auch eine Zirkustruppe eingetroffen. Der Principal kündigt
ein ganz unerhörtes Schauspiel an, bei dem sogar ein amerikanischer
Bär zu bestaunen sein wird. Die Truppe gibt eine Kostprobe ihrer Kunst
ab und Vašek ist hellauf begeistert von der phantastischen Zirkuswelt und
insbesondere von der Seiltänzerin Esmeralda. Es zeigt sich, dass der Bär
kein Bär ist, sondern ein Schausteller, der heute leider vollkommen
– 14 –
betrunken ist – der Principal und Esmeralda überreden Vašek, heute die
Rolle des Bären zu übernehmen, die ihm auf den Leib geschneidert sei.
Kecal kommt mit Háta und Mícha, Vašeks Eltern. Zu ihrer Verblüffung
weigert sich Vašek, den Ehekontrakt zu unterschreiben. Er erzählt ihnen
von dem schönen Mädchen, das ihn vor Marie gewarnt hätte. Da kommt
Marie dazu, sie ist völlig verstört; sie hat von Jeníks Verrat gehört und
Kecal zeigt ihr auch gleich die Verkaufsvereinbarung. Als dann noch Vašek
in ihr die unbekannte Schöne wiedererkennt, die ihm ihre Liebe versprochen
hat, triumphiert Kecal. Marie sieht sich in ihrer eigenen Schlinge
gefangen. Sie fl eht die Anwesenden – die beiden Elternpaare und Kecal –
um eine letzte kurze Bedenkzeit an.
Marie ist hin- und hergerissen zwischen Liebesgefühlen, die ihr nur
mehr wie ein Traum erscheinen, und dem Schock des Verrats, den sie
zugleich nicht glauben kann. Da kommt Jeník, sie stellt ihn ungeduldig
zur Rede, er kann es nicht abstreiten, versucht etwas zu erklären – was im
hitzigen Streit unmöglich wird. Marie will nun doch Vašek heiraten, um
Jeník zu bestrafen.
Alles versammelt sich, man gratuliert Marie zu ihrer Entscheidung.
Auch Jeník gratuliert lautstark – Háta und Mícha erstarren, sie erkennen
in ihm ihren verschollenen Sohn beziehungsweise Stiefsohn. Jeník fordert
die Einhaltung des Ehekontraktes – dass Marie nur den Sohn des Mícha
heiraten dürfe. Und endlich versteht Marie und fällt ihrem Jeník in die
Arme. Kecal hat seinen Meister gefunden und wird verlacht.
Háta lässt ihren Zorn an Vašek aus, der im Bärenkostüm auftritt. Man
feiert die kommende Hochzeit, die ausnahmsweise einmal Gutes verspricht.
Philipp Harnoncourt

Alle Termine

Presseartikel

  • 25.6.2011 · Kurier · Helmut Christian Mayer
  • 25.6.2011 · Wiener Zeitung · Ernst Naredi-Rainer
  • 25.6.2011 · Die Presse · Stefan Musil
  • 27.6.2011 · NEWS · Heinz Sichrovsky