Mozart, Wolfgang Amadeus · Missa C-Dur, KV 317, „Krönungsmesse“
Zum Werk: W.A. Mozarts „Krönungsmesse“ Missa in C-Dur, KV 317Benennungen tragen entgegen ihrer Absicht nicht selten zur Verdunkelung innerer Sachverhalte bei. So auch bei Mozarts C-Dur Messe, deren Namensgebung im Zusammenhang mit der Krönung des Gnadenbildes von Maria Plain mehr als fraglich ist. Die wahre Ursache für die Popularität dieses Werkes muss zweifellos wo anders zu finden sein. Und wo sonst, wenn nicht in des Komponisten Verhältnis zu Gott. Dass Mozart viel Kirchenmusik geschrieben hat, ist nicht die aussagekräftige Tatsache, sondern die Art, wie er sie geschrieben hat. Die Vielgestaltigkeit seiner Sakralwerke ist es daher auch, die nachdenklich macht. Die Krönungsmesse steht in dieser Hinsicht mit anderen Ordinarien diametral zur großen c-moll Messe oder dem Requiem. Welten scheinen diese Werke in ihrer gesamten Erscheinung zu trennen. Was mag dies besagen? Nur soviel, dass Mozart eben ein grandioser „Inszenator“ war, imstande, ein Thema nach den jeweils vorgegebenen Notwendigkeiten zu behandeln, wie es manche Biografen uns wahrhaben lassen wollen? Freilich kommt das C-Dur der „Krönungsmesse“ aus den Sphären der feierlich gestimmten Freude, aber Passagen wie das „Agnus dei“ des Solosoprans führen in Bereiche intensivster Konzentration auf das Wesentliche, dem diese Musik verpflichtet ist. Und wenn in den virtuosen Geigenfiguren des „et in spiritum sanctum“ des „Credo“ der Geist mit freundlicher Macht in vielen Zungen und rauschenden Flügelschlages hörbar herniederkommt, so hat das eine bildhafte Überzeugungskraft, deren Grundlage nur eigene Überzeugtheit sein kann. Und diese erweist sich in der unermesslichen „Inspiration“, welche diese Messe auszeichnet, die aus diesem Grunde nun tatsächlich eine „Krönungsmesse“ ist.
Entstanden ist die „Krönungsmesse“ im März des Jahres 1779 – „li 23 di marzo“ vermerkte Mozart am Ende der Partitur. Dass sie zu einem festlichen Anlasse Verwendung finden sollte, darauf deutet nicht nur die Tonart, sondern auch die Orchesterbesetzung mit reichlicher Verwendung von Bläsern, zumal von Trompeten und Hörnern nebst Pauken und nicht zuletzt auch die Komposition der an sich dem Priester vorbehaltenen Intonationen des „Gloria“ und „Credo“. Sing- und Instrumentalstimmen sind höchst virtuos geführt und beweisen einmal mehr Mozarts Meisterschaft im Umgang mit den Klangmitteln. Bedenkenswert sind auch 2 thematische Verklammerungen: einerseits die durchaus übliche zwischen „Kyrie“ und „Dona nobis“, andererseits jene im „Credo“, wo „descendit de coelis“ und das abschließende „Amen“ durch die gleiche Musik inhaltlich miteinander verbunden sind. Mozart hat diese Stellen in anderen Werken anders gestaltet, also gibt es hier keineswegs eine nur so realisierbare musikalische Logik, sondern eine, die sich aus dem Bedenken der inhaltlichen Zusammenhänge ergibt.
Kirchenmusik St. Augustin 2003. Text: Johannes Leopold Mayer
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