Erotischer Reigen, sadomasochistisch zugespitzt Thomas Hengelbrock dirigiert Alessandro Scarlattis Barockoper „Telemaco“ zum Auftakt der Schwetzinger Festspiele Unwetter haben Tradition in der vierhundertjährigen Geschichte der abendländischen Oper. Nicht selten entladen sie sich musikalisch gleich in der Ouvertüre und entpuppen sich danach nicht nur als tobende Naturgewalten, sondern zugleich als aufgewühlt-aufwühlende Seelenzustände. Auch Alessandro Scarlattis dreiaktiges Melodramma
114 Opern hat Alessandro Scarlatti, der erfolgreichste Komponist des Hochbarock, geschrieben. „Telemaco“ war seine drittletzte und erlebte erst jetzt bei der Eröffnung der Schwetzinger Festspiele ihre deutsche Erstaufführung. Zur späten Geburt verhalfen dem Werk das glanzvoll aufspielende Balthasar Neumann-Ensemble unter seinem wagemutigen Dirigenten Thomas Hengelbrock und einige Starsolisten. … Dafür aber war das Fest der
Schwetzingen: Scarlatti – Telemaco Trotz Sparauflagen haben die Schwetzinger Festspiele zum Auftakt den ersten Teil ihrer Programmausrichtung begeisternd erfüllt. Als Ausgrabung präsentierten sie in Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Rheinoper fast 300 Jahre nach der erfolgreichen Uraufführung Alessandro Scarlattis Oper „Telemaco“ einem enthusiasmierten Publikum. … Für das Schwetzinger Rokokotheater hat Thomas Hengelbrock das Werk ausgegraben und
Schwetzingen: Scarlatti – Telemaco … Telemaco liebt Erifile (Elisabeth Kulman). Ihr überzeugter Mezzosopran beherrscht die Szene. Sie ist eigentlich Antiope, die Telemach verschprochen wurde und sich erst zum Schluss in eindrucksvollen Arien zu erkennen gibt. …
Schwetzingen: Scarlatti – Telemaco … Selbstredend braucht man für solche Musik Spezialisten, am Pult wie im Graben. Und mit Thomas Hengelbrock und seinem Balthasar-Neumann-Ensemble hat man diese in Schwetzingen schon längst gefunden. Es ist dem Engagement und der Begeisterungsfähigkeit der Musiker zu danken, dass wir die ganze Pracht, das ganze Ausdrucksspektrum zwischen verzweifelter Liebe, hasserfüllter
Brandneue Barockmusik… Das Regiekonzept von Lukas Hemleb folgt Handlung und Musik mit kluger Dosierung: dementsprechend sparsam, aber höchst wirkungsvoll hat Jane Joyet die Bühne möbliert: Klare, geometrische Formen als Kontrast zu Gefühlsdickicht und Mesalliancen. Eine flache Treppe für die optische Raumaufteilung, eine nach hinten aufgefächerte Bühne für die inhaltlichen Ebenen, und dazu szenenweise ein Spiegel,
Schwetzingen: Scarlatti – Telemaco … Regisseur ist Lukas Hemleb, der mit zupackender Personenregie und barocker Theatermaschinerie manches Knallbonbon zündet. … Im Orchestergraben des Rokokotheaters, wo Thomas Hengelbrock am Pult des Balthasar-Neumann-Ensembles drei Stunden unablässig hochbarocken Wohlklang zaubert, herrscht unterdessen beste Stimmung. Hörbar wird die Harmonie vor allem bei Theorben und Gamben. Der ausladenden Dramatik von
Schwetzingen: Scarlatti – Telemaco … Ihre Gegenspielerin Antiope, alias Erifile, wird von Elisabeth Kulman mit klangvollem Mezzosopran und intensiver Leidensfähigkeit ausdrucksvoll dargestellt. …
Schwetzingen: Scarlatti – Telemaco Die Sopranistin Johanna Stojkovic gab der Rolle der Calipso starkes sängerisches Profil mit sauberer Höhe und gestochen scharfen Koloraturen. Ebenso Elisabeth Kulman, die der Antiope/Erifile darüber hinaus noch ein packendes Espressivo gab.
Der Regisseur hat eine der stärksten Passagen des „Telemaco“ direkt vor die Pause gesetzt und damit den Dreiakter (1718, Libretto: Capece) plausibel zum Zweiakter umgemodelt. Überhaupt: Es ist eine größtenteils prickelnde Produktion, die Schwetzingen bietet: Dank Scarlattis immer wieder frappanter Musik, Dank ihrer Interpretation durch Thomas Hengelbrock, das Balthasar-Neumann-Ensemble und die Sänger, Dank einer klugen